Asana - Zur Geschichte der Körperübungen des Yoga
Die Grundbedeutung des Sanskritwortes Asana leitet sich ab von der Verbwurzel „as“: sitzen. Das Wort Asana hat traditionell jedoch noch eine erweiterte Bedeutung. So wurde es bereits in alten Handbüchern der Ringer oder Bogenschützen verwendet und stand hier für bestimmte Körperpositionen.
Erstmals wird in der Svetasvatara Upanisad (ca. 200 v. Chr.) die Körperhaltung eines Yogins beschrieben, jedoch ohne den Begriff „Asana“ zu verwenden: „Die drei Teile des Körpers aufgerichtet in einer geraden Linie haltend“. Gemeint sind hier der Kopf, Hals und der Rumpf. Hier werden keine weiteren Details zur Bein- oder Armposition gegeben.
Svetasvatara, ein Weiser nachdem die Upanisad benannt ist, gibt hiermit jedoch die klassische Beschreibung einer aufgerichteten Wirbelsäule.
In einem weiteren „Klassiker“, nämlich in der Bhagavadgita (in der heutigen Gestalt wohl entstanden in dem Zeitraum 200 v. Chr. bis 200 n. Chr.), findet sich nun auch erstmals der Begriff „Asana“. Hier wird allerdings nur der Sitzplatz eines Yogins beschrieben: „stabil, weder zu hoch, noch zu niedrig, mit Kusa-Gras, einem Fell und einem Tuch bedeckt.“ Die Haltung auf dem einzunehmenden Sitzplatz des Körpers wird wie folgt beschrieben: „Rumpf, Kopf und Hals sollen in einer geraden Linie gehalten werden.“
Dagegen findet man im Yoga-Sutra von Patanjali nun die berühmte Definition im 2.Kapitel, Sutra 46, „sthirasukham asanam“ – „Asana soll stabil und angenehm sein“.
Im 13. -15. Jahrhundert entstand ein weit verbreiteter Text, der sich aus der tantrischen Tradition entwickelt hat, nämlich die Hatha-Pradipika von Svatmarama. Svatmarama widmet nun dem Thema Asana viel Raum und führt auch gleich 15 Asanas namentlich auf. Im ersten Kapitel, Vers 17, heißt es: „Asana bewirkt Stabilität, Gesundheit und Leichtigkeit der Glieder.“
Ein weiterer Meilenstein in der Geschichte ist die Entstehung der modernen AsanaPraxis zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Eine der maßgebenden Persönlichkeiten, die zu diesem Entstehungsprozess beigetragen haben, war Krishnamacharya. In einem Artikel des amerikanischen Yoga-Journals aus dem Jahr 2001 ist zu lesen: „Sie mögen nie von ihm gehört haben, aber T. Krishnamacharya beeinflusste, ja vielleicht erfand er sogar Ihren Yoga. Ob Sie die dynamischen Serien von Pattabhi Jois praktizieren, das feine Ausloten der Körperstellungen von B.K.S. Iyengar, die klassischen Haltungen von Indra Devi oder die angepassten vinyasa des Viniyoga, Ihre Praxis stammt aus einer Quelle: ein einmetersechzig großer Brahmane, geboren vor mehr als 100 Jahren in einem kleinen südindischen Dorf. Er hat nie den Ozean überquert, aber Krishamarcharyas Yoga verbreitete sich in Europa, Asien und ganz Amerika.
Es ist schwierig, heute eine Asana-Tradition zu finden, die er nicht beeinflusst hat. Selbst wenn Sie bei einem Yogi außerhalb der direkt mit Krishnamacharya verbundenen Tradition gelernt haben: Die Chance ist groß, dass Ihr Lehrer in der Tradition von Iyengar, Ashtanga oder Viniyoga ausgebildet wurde, bevor er einen anderen Stil entwickelt hat.“ Vermutlich ist die Entwicklung der Asana längst noch nicht abgeschlossen. Wie sich dieser Prozess in der Zukunft weiter fortsetzen wird, ist heute noch nicht absehbar.
Aber es bleibt spannend!
erstellt: © Karin Zugck